Ewig lockt der leichtere Weg.
Manchmal ist es schon frustrierend: Vertriebspartner, die in langwierigen Überzeugungsgesprächen, und manchmal erst nach mehrmaligen Anläufen, rekrutiert wurden, werden erst gar nicht aktiv oder suchen bald wieder das Weite. Doch auch von außerhalb des eigenen Teams lauern Gefahren.
In der Welt des Network-Marketings gibt es leider nicht nur das Heer braver und fleißiger Händler, die regelmäßig ihre Einstellungsgespräche führen, tapfer ihre Präsentationen abhalten und dann ihre neuen Partner geduldig zum Erfolg begleiten.
Es gibt auch immer wieder jene, die die Abkürzung zum Erfolg suchen - und der führt manchmal über die Arbeit anderer Leute. Verführerisch säuselnd, zuweilen aber auch offen drohend, lauern sie am Wegesrand um Beute zu machen. Diese besteht aus bereits eingeschriebenen Vertriebspartnern anderer Network-Marketing-Firmen, ja sogar aus Kollegen in den eigenen Reihen. Was von diesen dreisten Abwerbeversuchen zu halten ist, wie Du dem vorbeugen und wie Du mit dieser Art der Kopfjäger umgehen kannst, liest Du in diesem Beitrag.
Was macht die Unsitte „Abwerben“ so attraktiv?
Mit weniger Mühe ans Ziel zu kommen, den Weg des geringeren Widerstands zu wählen, ist immer verlockend. Es ist mühsam, einen skeptischen Interessenten mit all seinen Vorbehalten gegenüber Network-Marketing anzuwerben. Der Aufwand ist beträchtlich, diesen Neueinsteiger dann in das Geschäft und dessen Gepflogenheiten einzuführen, ihn in den Produkten und im Vertriebssystem auszubilden und ihn auch noch ununterbrochen zu ermutigen.
Da ist der Gedanke an eine weniger anstrengende Vorgehensweise schon verlockend: Eine Person zu finden, bei der das alles schon geschehen ist. Jemanden für das eigene Team zu gewinnen, der schon weitgehend ausgebildet und mit den Gepflogenheiten des Geschäfts vertraut ist. Ein besonderer Glücksfall wäre natürlich jemand, der auch schon eigene Erfolge vorweisen kann und vielleicht sogar noch einige Leute mitbringt. Da würde man sich doch eine Menge Arbeit sparen. Wie beliebt diese Idee ist, weiß jeder, der es in dieser Branche schon zu etwas gebracht hat. Mindestens einmal im Monat ruft ein listiger Kollege an und versucht sein Glück beim Abwerben.
Der Traum vom schnellen Erfolg
ist ein anderes Motiv, das einige Networker vom Pfad der Tugend abbringt und zu Gelegenheitspiraten macht. Getrieben von außerordentlichem Ehrgeiz, Neid auf erfolgreichere Kollegen und oft von blanker Not (Hauptberuf zu schnell gekündigt, Porsche zu früh gekauft, zu viel Champagner statt Pils), legen diese Zeitgenossen alle Skrupel beiseite und versuchen, gleich fertige Organisationen und deren Führungskräfte zu übernehmen. Geht doch auch viel schneller, als langwierig einen nach dem anderen zu rekrutieren und aufzubauen!
Wer ist anfällig?
Allerdings gehören zum Abwerben immer zwei: Der eine, der aktive Teil verführt, der andere lässt sich umgarnen und willigt ein. Warum aber ist ein Networker bereit, die Fahne, sprich das Unternehmen zu wechseln? Wenn alles in Ordnung ist, gibt es doch keinen Grund dazu, nicht wahr? Wem es gut geht, der bleibt.
Geld ist nicht immer das Motiv,
Im Gegenteil, Geld als Grund zum Wechsel kommt seltener vor als wir vermuten. Schließlich kochen alle nur mit Wasser. Jedes Unternehmen hat einen bestimmten Prozentsatz des Produktverkaufspreises zur Verfügung, den es an den Vertrieb ausschütten kann. Das kann, je nach Produktlinie, mal mehr, mal weniger sein. Der Schlüssel, nach dem verteilt wird ist das Vergütungssystem. Hier gibt es Unterschiede. Während zum Beispiel bei einer Variante einmal erreichte Positionen erhalten bleiben (erzieht zur Bequemlichkeit), verlangen andere die regelmäßige Requalifikation (die harte Nummer). Das kann schon den Geldbeutel treffen. Meistens aber geht es denen, die sich abwerben lassen, um etwas, das gerne übersehen wird:
Anerkennung
Endlich mehr bemerkt, geachtet, gelobt und geliebt werden. Nicht immer nur die Nummer zwei, drei oder dreiundfünfzig sein, neben all den Berühmtheiten in der Upline, von denen immer die Rede ist. Jene, die immer hofiert werden und so furchtbar wichtig sind. Endlich einmal selbst auf der Bühne stehen und das Wort führen. Endlich einmal unter Leuten sein, die einen nicht so genau kennen - und damit auch nicht die eigenen kleinen Fehler und großen Schwächen. Leuten vor denen man sich neu erfinden und denen man von der eigenen ruhmreichen Vergangenheit erzählen kann. Endlich einmal die Rolle spielen, die einem bisher verwehrt blieb.
Die Methoden der Piraten
reichen von sachlicher Argumentation über einfühlsame Schmeichelei bis hin zu kaum getarnten Drohungen. Die Kontaktaufnahme zu potenziellen Opfern erfolgt hier frech mit offenen Visier, dort mit durchtriebener Hinterlist. Piraten spielen auf der gesamten Klaviatur!
Die offene Ansprache
ist noch der sympathischste Weg, so weit diese Vokabel beim Thema „Abwerben“ überhaupt gebraucht werden soll: Ein Kollege ruft den anderen an, gibt sich als Networker zu erkennen und fragt an, ob man sich einmal unterhalten könnte. Im darauffolgenden Gespräch werden die Karten, sprich Produkte, Unternehmen und Vergütungssystem auf den Tisch gelegt und offen angefragt, ob Interesse besteht. Meist versuchen dann beide Parteien den jeweils anderen auf ihre Seite zu ziehen - zuweilen ein lustiges Spielchen.
Scheintermine
gehören da schon eher zum Repertoire der verschlagenen Wilderer. Der Jäger auf Beutezug macht dabei Termine mit gutmeinenden Networkern, die ihre Geschäftsmöglichkeit zum Beispiel in den sozialen Medien anpreisen. Sie tarnen sich als Interessenten, lassen sich beim anschließenden Termin geduldig das Geschäft erklären um anschließend mit dem Versuch zu beginnen, den Sponsor „umzudrehen“. Zufälligerweise hat der Jäger dann auch eine Kopie des letzten Schecks dabei. Ist sein argloser Gesprächspartner ein Neuling, der noch nichts verdient hat und den sein Sponsor nicht vor solchen möglichen Attacken gewarnt hat, kann dieser schnell zur Beute werden.
Meetings, Gruppen und Foren unterwandern
Ist auch ein beliebter Sport in Piratenkreisen. Alleine oder gar organisiert als Gruppe, schleicht man sich auf Veranstaltungen und Geschäftspräsentationen des anderen Network-Unternehmens ein. Dort hält man Ausschau nach den Gästen, die erkennbar zum ersten Mal da sind und verwickelt sie in ein Gespräch. In abgewandelter Form versuchen die Piraten das auch in Gruppierungen in sozialen Medien und auf Online-Präsentationen.
Hotels und Parkplätze kontaminieren
Wenn nicht gerade eine Pandemie grassiert, finden solche Aktionen auch im Umfeld von großen Events statt. Im Foyer der Veranstaltungshalle werden Flyer, Prospekte und Visitenkarten verteilt und ausgelegt. Wenn der Veranstalter seine Sicherheitsleute vorher nicht gebrieft hat und das Material lange genug ausliegt, wird es schon von einigen Besuchern eingesteckt. Geeignete Opfer sind dabei wieder frisch eingeschriebene Partner, die innerlich noch nicht gefestigt sind oder Gäste, die noch gar nicht eingestiegen sind. Andere Abwerber stecken auch gerne Visitenkarten, mit einem kurzen Kommentar darauf, hinter die Scheibenwischer der vor dem Veranstaltungsort geparkten Fahrzeuge.
Schläfer - wie beim Geheimdienst
Das ist wohl ein der übelsten Tricks der Piraten: Sie tragen sich wirklich als Vertriebspartner in der Downline einer Organisation ein und arbeiten zum Schein mit. Sie tun das eine Weile, bis sie die Meetingtermine kennen, irgendwo an Downline-Listen herankommen und fleißig Kontakte zu Kollegen aufgebaut und sich mit einigen angefreundet haben. Nachdem das alles stattgefunden hat, beginnen sie ihr frevelhaftes Werk und versuchen die Organisation von innen heraus auszuhöhlen. Dazu gehört schon eine gewisse kriminelle Energie - aber ist leider schon vorgekommen.
Alles dupliziert sich
Diesen Punkt übersehen fast alle Piraten - oder sie wollen ihn nicht wahrhaben: Das erste, das ein erfolgreich abgeworbener Vertriebspartner dadurch lernt, ist, das man abwerben und abgeworben werden kann. Was man einmal tut, kann man ja wieder tun, wenn die Umstände nicht mehr passen. Und so werden die Abwerbeaktivitäten des Piraten zum Bumerang. Irgendwann passiert ihm genau das, was er selbst lange Zeit betrieben hat: Er wird Opfer eines anderen Piraten, seine besten Leute verlassen ihn und er darf wieder neu beginnen.
Piraten-Steckbrief
So erkennst Du Piraten, Abwerbungsversuche und Fluchttendenzen Deiner Partner:
- Wenn Du mit jemanden telefonisch ein Rekrutierungsgespräch vereinbaren möchtest und die Person stimmt überraschend schnell, ohne Fragen oder Einwände zu, dann möchte die Person vielleicht gerne Dich rekrutieren.
- Wenn Du im Internet oder im örtlichen Anzeigenblatt ein Inserat liest „Dringend Produkte der XYZ-Firma gesucht“, dann will damit jemand vielleicht Vertriebspartner anlocken, die er umdrehen kann.
- Wenn Dein eigener Geschäftspartner ständig nörgelt und Dein Unternehmen mit anderen Network-Firmen vergleicht, kann gut sein, dass diese Person schon infiziert ist und kurz vor der Abwanderung steht.
- Wenn Dir jemand die Geschichte erzählt, dass er etwas Tolles hätte, das eine ideale Ergänzung zu Deinem Geschäft darstellt, dann hat ein Pirat seinen Köder ausgelegt.
- Wenn Dich jemand offen damit bedroht, dass Du Deine ganze Downline verlieren wirst, wenn Du nicht selbst beim anderen Unternehmen einsteigst, weil Deine halbe Downline bereits abgewandert ist, dann hattest Du möglicherweise zu wenig Kontakt zu Deiner Downline und deshalb nicht gemerkt, was da im Busch ist.
- Wenn Deine Downline plötzlich massenhaft Abwerbemails oder -Anrufe bekommt, dann hat sich vielleicht jemand deiner Datenbank bemächtigt.
So schützt Du Dich vor Piraten
- Gebe deinen Vertriebspartnern ein echtes Zuhause. Wer sich akzeptiert, angenommen, gelobt und geliebt fühlt, bleibt treu.
- Erstelle konkrete Ziel- und Erfolgspläne mit Deinen Partnern und begleite sie auf dem Weg. Wer genau weiß, was er wann und in welcher Stufe verdient, lässt sich nicht so leicht bestechen. Wer erlebt, dass ihm geholfen wird, wandert nicht so schnell ab.
- Achte auf die richtige Aufbaustrategie Deiner Downline. Manche Networker verdienen zu wenig, weil sie nicht genügend aktive Partner aufbauen. Sie haben einen aktiven Vertriebszweig und durch diesen vielleicht ordentliche Umsätze. Allerdings verdienen sie trotzdem zu wenig, weil sie keine weiteren Umsätze und starken Gruppen haben.
- Kümmere Dich nicht nur um Deine „Super-Stars“. Gebe auch den „kleinen Leuten“ Anerkennung! Gerade Anfänger brauchen diese moralische Unterstützung.
- Schaue Dir genau an, wer auf Deine Meetings kommt und bei Deinen Online-Konferenzen dabei ist.